Ort: Aarau
Auftraggeber: Privat
Team: Silvio Koch, Christian Käser, René Frey
Leistung: Architektur, Baumanagement, Bauleitung, Fotografie
Bauingenieur: qsi ENGINEERING GmbH, Aarau
Planung: 2019-2020
Realisierung: 2020-2021
Das typische Einfamilienhaus in der Aumatte, aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde im Verlauf des Jahrhunderts zu einer Druckerei umgenutzt und mehrfach an- und umgebaut. Wie das Pergament beim Palimpsestieren wird die Substanz als wertvolle Ressource betrachtet, aber ohne Berührungsängste immer wieder neu genutzt und verformt.
Unsere Aufgabe bestand darin, dieses Gebäude in seine ursprüngliche Nutzung als Einfamilienhaus zurückzuführen. Dabei bestimmt der lokale Zustand der Bausubstanz die jeweilige Eingriffstiefe: Die Spannweite reicht vom neuen Raum auf dem bestehenden Untergeschoss bis zum Erhalt von Oberflächen. Die Räume werden in der bestehenden Struktur neu geordnet, strukturelle Öffnungen werden zu Bezugspunkten nach Aussen, Räume mit Lochöffnungen zu intimen Schlafräumen. Der Bestand wird zum entwerferischen Widerstand.
Die Druckerei bildete über Jahrzehnte eine Zäsur im kleinteiligen Wohnquartier: Aufgrund der Nutzung, der Volumetrie und der Aussenraumgestaltung. Während sich in den letzten Jahren umliegende Volumen in der Dimension annähern, sehen wir die Versöhnung im Aufbrechen des Volumens, der Artikulation der Fassade und der quartierstypischen Aussenraumgestaltung
Die Diskontinuität zwischen Innen- und Aussenraum wird neu artikuliert: Der Aussenraum erklimmt das Hochparterre, der Wohnraum nähert sich der Terrainhöhe und eine Hofsituation wird Teil der inneren Raumsequenz. Der lang gestreckte, introvertierte Hauptraum der ehemaligen Druckerei wird zu einer vielfältige Raumfolge, mit überraschenden Blickbeziehungen.
Wie bereits die Generationen vor uns, haben wir den Bestand neu überschrieben. Doch fällt beim genauen Lesen auf: Diese Geschichte ist vielschichtiger, als sie auf den ersten Blick erscheint.